Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:
Was hat das Bezirksamt zur Umsetzung der Drucksache IX-0184 getan?
Konnten der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, der kinder- und jugendpsychiatrische Dienst sowie der zahnärztliche Dienst wieder personell derart ausgestattet werden, dass ein Untersuchungsumfang der Kinder im Bezirk auf das Niveau von 2019
zurückgegangen (angestiegen im Vergleich zu den Jahren 2020, 2021) ist oder lie-
gen die Untersuchungsumfänge unter dem Niveau von 2019? Gehen Sie bitte auf die
drei Bereiche (Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, der kinder- und jugendpsychiat-
rische Dienst sowie der zahnärztliche Dienst) separat in Ihrer Antwort ein.
zu 1. und 2.
Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) kommt seit Herbst 2021 seinen origi-nären Regel-Aufgaben wieder vollumfänglich nach.
Im Bereich des KJGD konnten, wie im Schlussbericht zur Drucksache VIII-1376 als Aus-blick vermerkt, alle Einschulungsuntersuchungen für das Schuljahr 2022/2023 vollständig
durchgeführt werden. Auch wurden die Kita-Reihenuntersuchungen im Sommer und
Herbst 2022 wie in den Jahren vor der Pandemie regelhaft angeboten und in den Kinder-tagesstätten durchgeführt. Zusätzlich hat der KJGD den erhöhten Arbeitsanfall durch die
hohe Zahl an vor Schulbeginn zu untersuchenden zugezogenen Kindern aus der Ukraine
hervorragend bewältigt. Auch alle sonstigen Untersuchungen konnten im ärztlichen Be-
reich wieder angeboten werden. Die Sozialpädagog:innen des KJGD bieten Ersthausbe-
suche und Beratungen ebenfalls regelhaft wie vor der Pandemie an, jedoch ist die Inan-
spruchnahme zurückgegangen, Maßnahmen im gesundheitsbezogenen Kinderschutz wer-
den ebenso vollumfänglich durchgeführt. Die Therapeut:innen des KJGD sind wie vor
März 2020 in den Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt des Bezirks tä-
tig.
Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst (KJPD) kommt ebenfalls seit Herbst 2021seinen Regelaufgaben wieder vollumfänglich nach.
Da die Corona-Pandemie an der psychischen Gesundheit von Kindern- und Jugendlichennicht spurenlos vorübergezogen ist, sondern vielmehr verschiedenste wissenschaftliche
Studien einen Anstieg an psychischen Störungen festgestellt haben, ist die vollumfängli-
che Ausübung der Regelaufgaben im Bereich KJPD besonders prioritär.
Die Produktmengen (KLR-Statistik) des KJPD Pankow lagen in den Jahren 2020 bis 2022trotz der pandemiebedingten Einschränkungen durch Regelungen des Infektionsschutzes
in allen Lebensbereichen so hoch wie im Jahr 2019. Die Anzahl der erbrachten gut-
achterlichen Stellungnahmen ist ebenfalls gleich hoch geblieben (in Relation gesetzt zur
reduzierten Anzahl der Gutachten erstellenden Mitarbeiter:innen durch Einsatz für Pande-
mieaufgaben). Der Pankower KJPD war im Berliner Vergleich erfreulicherweise sogar e-
her weniger in die direkte Pandemiebewältigung eingebunden und konnte somit mehr
den originären Aufgaben auch 2020 und 2021 während der Pandemie nachkommen.
Im Zahnärztlichen Dienst (ZÄD) können Regel-Aufgaben seit 03/2022 wieder vollum-fänglich wahrgenommen werden.
Es ist kein Personal mehr in der Pandemie-Bewältigung eingesetzt. Jedoch erfordert dieDurchführung aller Untersuchungen/Gruppenprophylaxen des ZÄD weiterhin die Einhal-
tung von infektionshygienischen Vorgaben. Dies erschwert durch aufwändige Hygiene-
maßnahmen und deutlich mehr Raumbedarf die Durchführung von Untersuchungen sowie
der Gruppenprophylaxe.
Die Akzeptanz der gruppenprophylaktischen Maßnahmen des ZÄD ist sowohl in den Kin-dertagesstätten als auch in den Grundschulen erfreulicherweise sehr gut.
Ein zunehmendes Problem ist der Personalmangel in den Einrichtungen: Die erforderlicheZuarbeit durch die Einrichtungen zur Vorbereitung der Termine kann häufig nicht im an-
gemessenen Zeitraum erfolgen, was zu erheblichem Mehraufwand für den ZÄD führt, wie
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wiederholte Erinnerungen und Terminneuplanungen. Bereits vereinbarte Termine wurdenin vermehrt wegen Personalmangel abgesagt. Es ist den Einrichtungen zum Teil nicht
mehr möglich, krankheitsbedingte Engpässe aufzufangen. In einigen Kindertagesstätten
liegen aktuell weniger Einverständnisse der Eltern für die Teilnahme der Kinder an der
zahnärztlichen Gruppenprophylaxe vor. Das KitaFöG schreibt das Einholen der Einver-
ständnisse durch die Kitas bei den Eltern vor. Dies reduziert die Teilnahmeraten, eine
Möglichkeit zur Steigerung der Teilnahmeraten wäre eine Anpassung des Gesetzes hin zu
einer Widerspruchslösung.
In vielen Kindertagesstätten wurde während der Pandemie das tägliche Zähneputzen derKinder eingestellt und zum Teil bis heute nicht wiederaufgenommen. Auch hier wird als ein
Grund der Personalmangel angegeben.
Dominique Krössin