Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:
Die Gewinnung von Fachkräften für die Pankower Verwaltung ist eine große Herausforderung.
Umso wichtiger ist es, bestehende Potentiale zu heben und Fluktuationen möglichst gering zu halten.
1. Welche Fluktuationscluster hat das Bezirksamt definiert und wie grenzen sich diese voneinan-
der ab?
Das Bezirksamt hat keine Fluktuationscluster definiert. Das Bezirksamt kann Gründe von Be-
endigungen der Tätigkeit feststellen. Gründe können sein:
- Personen die aufgrund Erreichung Renten- oder Pensionseintrittsalter ausscheiden/ Ableben
- Dienst- und Erwerbsunfähigkeit
- Auflösungsverträge
- Kündigung durch den Arbeitgeber
- Kündigung durch den/die Arbeitnehmer:innen
- Versetzung (innerhalb, außerhalb Land Berlin, in Ruhestand) von Beamt:innen
- Versetzung von Arbeitnehmer:innen
-sonstige Gründe
2. Wie hoch ist die Fluktuation im Bezirksamt Pankow von Berlin seit 2010? (Bitte um Aufschlüs-
selung Jahresscheiben, Ämtern, den Service- und Organisationseinheiten sowie den Beauf-
tragten und Stabsstellen.)
Siehe Anlage 1
3. In 12 Jahren gab es pro Jahr durchschnittlich 137 Beendigungen der Tätigkeit. Diese wurden
entsprechend auch wiederbesetzt. Die höchste Zahl an Abkehr aus dem BA Pankow waren:
- 438 Personen, die aufgrund Erreichung Renten- oder Pensionseintrittsalter ausschieden/ Ab-
leben
- 240 Personen mit vorgezogenen Altersruhegeld
- 259 Arbeitnehmer:innen, die sich versetzen ließen
- 221 Beamt:innen die sich versetzen ließen
- 170 Personen mit Auflösungsverträgen
- 122 Personen durch arbeitnehmerseitige Kündigung
- 102 Personen durch Dienst- oder Erwerbsunfähigkeit
- 22 Personen durch arbeitgeberseitige Kündigung
- 66 sonstige Gründe
4. Welche Kenntnis von Fluktuation gem. den dargestellten Clustern sind dem Bezirksamt schon
heute bekannt und welche weiteren Abgänge prognostiziert das Bezirksamt? (Bitte um Auf-
schlüsselung Jahresscheiben, Ämtern, den Service- und Organisationseinheiten sowie den Be-
auftragten und Stabsstellen.)
Den Hauptgrund beim Ausscheiden aus der Tätigkeit stellt das Erreichen des Renten- und
Pensionsalters dar. Hier ist die Situation dem Bezirksamt bekannt. Zu Prognosen verweise ich
auf die Antwort der Kleine Anfrage KA-0008/IX.
Werden durch die jeweiligen Führungskräfte Austrittsgespräche geführt? Wenn ja, welche
Gründe nennen die Mitarbeiter für die Abkehr vom Bezirksamt Pankow? (Bitte um Aufschlüsse-
lung nach Ämtern, den Service- und Organisationseinheiten sowie den Beauftragten und
Stabsstellen.)
Bei Personen die aufgrund der Erreichung der Rentenalters-/Pensionsaltersgrenze ausschei-
den, was den Großteil der Abgänge ausmacht, werden noch keine Austrittsgespräche geführt.
Hier werden ggf. Maßnahmen zum Wissensmanagement eingeleitet.
Nach Rückmeldungen aus den einzelnen Geschäftsbereichen werden grundsätzlich durch die
jeweiligen Leitungskräfte Gespräche mit den betroffenen Mitarbeiter:innen geführt (sofern die
Möglichkeit besteht) bzgl. der Gründe für den "Austritt".4
5. Welche Maßnahmen unternimmt das Bezirksamt, um die Fluktuation zu reduzieren und wie un-
terscheiden sich diese zwischen den Ämtern? (Bitte um Aufschlüsselung nach Ämtern, den Ser-
vice- und Organisationseinheiten sowie den Beauftragten und Stabsstellen.)
Hier stellen sich ein gemeinsames Bild (Renten- und Pensionseintritte), aber auch Unter-
schiede dar. Zum Beispiel im Stadtentwicklungsamt halten sich die Austritte in Grenzen. Fluk-
tuation entsteht eher durch Renteneintritte und daraus resultierende schwierige Neubesetzun-
gen. Im Amt für Bürgerdienste sind es fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und der Wunsch nach
räumlicher Nähe zum Wohnort. Das Standesamt meldet zu hohe Arbeitsbelastung und zu ge-
ringe Personalausstattung über mehrere Jahre hinweg und zu lange dauernde Veränderungs-
verfahren im Bezirksamt als Grund. Der Geschäftsbereich Ordnung und öffentlicher Raum
nennt die Gründe Nähe zum Wohnort, mehr Geld und/oder Aufstiegsmöglichkeit in neuem
Job, freie Wirtschaft und andere Behörden bezahlen besser, mangelnde Personalentwicklung
und Aufstiegsmöglichkeit in Pankow, Unzufriedenheit mit Arbeitsaufgaben oder Team als Aus-
trittsmotivation. Im Jugendamt ist es das Thema wohnortnaher Arbeitsplatz, Nähe zu Kita-
Schule, Weiterentwicklungsmöglichkeiten außerhalb der aktuellen Stelle und höhere Eingrup-
pierung. Der Geschäftsbereich Soziales und Gesundheit kann folgende Gründe benennen:
Gewährung einer Rente wegen voller Erwerbsminderung bis zum Eintritt der Regelalters-
grenze bzw. Versetzung in den Ruhestand aufgrund Dienstunfähigkeit, Umzug, Arbeitsauf-
nahme in Wohnortnähe; Arbeitsaufnahme außerhalb des öffentliches Dienstes, Übernahme
höherwertiger Aufgaben, höhere Besoldungs-/Entgeltgruppe (insb. bei Landes-/Bundesbe-
hörden), Arbeitsbelastung/-situation, Arbeitsaufgaben, Änderung der persönlichen Situation
(z.B. Kinderbetreuung, Pflege von Familienangehörigen). Im Amt für Soziales im Besonderen
wurde die hohe Arbeitsbelastung zu einem sehr hohen Anteil von Beschäftigten als Austritts-
grund genannt. Ein weiterer Grund waren die als unangemessen empfundenen Stellenbewer-
tungen.
Anzumerken ist, dass aufgrund der positiven Lage auf dem Arbeitsmarkt den Mitarbeiter:innen
derzeit eine umfangreiche Auswahl an offenen Stellen zur Verfügung steht und daher die Hür-
den, sich eine andere Stelle zu suchen, geringer sind. Zudem verbleiben insbesondere jün-
gere Mitarbeiter:innen oftmals nur wenige Jahre (3- 4 Jahre) auf einer Stelle, um sich dann
anders zu orientieren bzw. weiter zu entwickeln. Die Situation, dass Mitarbeiter:innen 30 – 40
Jahren bei einem Arbeitgeber bleiben, wird immer weniger.
Hier gleichen sich die Antworten aus den Geschäftsbereichen. Maßnahmen werden auf die
individuelle Lage der Mitarbeiter:innen abgestellt.
Das kann das Bemühungen um eine adäquate Vergütung der jeweiligen Stellen über BAK-
Bewertungs-Prozesse sein. Daneben gibt es immer wieder Überlegungen von Prämienzahlun-
gen oder Fachkräftezulage. Hier sind die entsprechenden Prozesse im BA Pankow noch im
Verfahren. Es wird mit den Mitarbeiter:innen der Versuch unternommen, Perspektiven der be-
ruflichen Weiterentwicklung aufzuzeigen, aber ohne Garantie. Hier arbeitet das Personalma-
nagement geschäftsübergreifend an einer Nachwuchskräftestrategie. Ebenfalls ganz ent-
scheidend sind das Ansprechen der Punkte "Spannende Aufgaben", "Atmosphäre im Amt",
"Wertschätzung", „Teambuilding“ und "Kommunikation". In Jahresgesprächen soll zudem der
Bedarf an Fort- und Weiterbildungen der Mitarbeitenden abgeklärt werden.
6.Welche Kooperationen mit Bildungsträgern, Universitäten, Hochschulen, o. ä. hat das Bezirk-
samt Pankow und welche Zielsetzung wird damit verfolgt? Sind weitere geplant?
Im Bezirksamt Pankow gibt es verschiedene Kooperationen. Unter anderem kooperiert das BA
mit Umschulungsträgern, um Praktikumsplätze für Umschüler:innen von Verwaltungsfachange-
stellten zur Verfügung zu stellen. Diese haben aber Nachrang, da eigene Auszubildende,
Trainees etc. Vorrang bei der begrenzten Anzahl an Bildschirmarbeitsplätzen haben. Des
Weiteren gibt es Kooperationen mit Hochschulen bei den dualen Studiengängen Öffentliche
Verwaltung, Informatik, Bauingenieurswesen mit der HWR Berlin, beim dualen Studiengang
Sozialpädagogik mit Katholische Hochschule Berlin sowie beim 1-jährigen Aufbaustudium
„Architektur Plus“ mit der Berlin Hochschule für Technik. Erzieher:innen bilden wir in Koopera-
tion mit der Fachschule für Pädagogik - Pro Inklusio aus. Zielsetzung dabei ist die Ausbildung
des eigenen Fachkräftenachwuchses mit einer möglichst engen Bindung an den zukünftigen
Arbeitgeber BA Pankow.
7. Welche Gründe sprechen für eine Befristung von Arbeitsverträgen und wie wird dies im Bezirk-
samt gelebt?
Seit 2018 verzichtet das Land Berlin auf sachgrundlose Befristungen von Arbeitsverträgen.
Dem Grundsatz ist auch das BA Pankow verpflichtet. Die Bindung von langfristigsten Mitar-
beitenden bei Vorhandensein von entsprechenden Personalplanstellen ist das Ziel. Dennoch
ist die Nutzung von mit Sachgrund befristeten Arbeitsverträgen ein Instrument zur kurzfristigen
Personalgewinnung z.B. bei
- längerfristigen Krankheitsvertretungen,
- Elternzeitvertretungen
- Sonderaufgaben wie das Corona-Lagezentrum oder in der Ukraine-Unterstützung
Aus diesem Mitarbeiter:innenpool konnte das BA Pankow bereits einige neue Kolleg:innen für
feste Stellen gewinnen. Dieser Personalpool hat sich als sehr hilfreich bei der Personalgewin-
nung erwiesen.7-
8. Welche Maßnahmen werden eingeleitet, wenn ein Mitarbeiter seinen Abgang zu einem ande-
ren Arbeitgeber ankündigt? Und welche Möglichkeiten hat das Bezirksamt um den Mitarbeiter
doch zu halten?
Wenn Mitarbeiter:innen ankündigen, dass sie ihre Tätigkeit aufgeben wollen und diese Mitar-
beiter:innen seitens der Vorgesetzten als sehr wertvoll und positiv in ihrer Arbeitsleistung beur-
teilt werden, werden selbstverständlich "alle Hebel in Bewegung gesetzt", um diese Mitarbei-
ter:innen zu halten. In den Gesprächen wird geklärt, welche Gründe für den Weggang beste-
hen und ob es Möglichkeiten gibt, die Mitarbeit:innen dennoch zu halten z.B. Vergütungsper-
spektiven (Stufenvorweggewährung), Entwicklungsperspektiven (Übertragung höherwertiger
Aufgaben), Verbesserung der strukturellen, personellen und kommunikativen Rahmenbedin-
gungen, Umsetzung in ein anderes Arbeit