Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:
Affenpocken sind eine seltene, von Tieren, vermutlich vor allem Nagetieren, auf Men-schen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind nach aktuellen Erkenntnissen selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt. Im Mai 2022 wurden in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas Fälle ohne Reiseanamnese in Ende-miegebiete registriert, darunter auch in Deutschland. Am 23.5.2022 hat das ECDC zu-dem eine Risikoeinschätzung veröffentlicht.
Affenpockenviren (Monkeypoxvirus, Genus Orthopoxvirus) sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren (Affen sind Fehlwirte) verbreitet - vermutlich beschreibt dies das Endemie-gebiet der Krankheit beim Menschen. Affenpocken beim Menschen wurden erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo bei einem 9 Monate alten Jungen identifiziert. Seitdem wurden humane Fälle von Affenpocken insbesondere in west- und zentralafrika-nischen Ländern gemeldet, darunter in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo und weiteren Ländern der Region. Zentralafrikanische Virusvarianten sind dabei deutlich virulenter als die westafrikanischen Virusvarianten. Ob Fälle diagnostiziert werden, hängt erheblich von der Verfügbarkeit von Labordiagnostik ab. Außerhalb des afrikanischen Kontinents wurden bis zum Frühjahr 2022 nur einzelne insbesondere aus Ni-geria importierte Fälle von Affenpocken nachgewiesen, nach Informationen der WHO zu-letzt beispielsweise in Großbritannien (2022 und 2018), in den USA (2021), Singapur (2019) und Israel (2018).
Im Frühjahr 2003 kam es zum ersten Nachweis von Affenpocken außerhalb des afrikani-schen Kontinents. Als Ursache wurde der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA identifiziert, die Übertragung der Erkrankung erfolgte über infizierte Präriehunde auf Tier-händler und -besitzer. Es gab weder Mensch-zu-Mensch-Übertragungen noch Todesfälle, vermutlich, weil es sich um eine niedriger virulente westafrikanische Virusvariante han-delte.
Menschen können sich vor allem durch Kontakt mit den Hauteffloreszenzen, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere (in erster Linie verschiedener Nagetiere) und beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Kör-perflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen. Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich. Die bislang längsten dokumentierten Infektionsketten betrugen nach Angaben der WHO 6-9 Personen.“
Die Lage in Deutschland und in anderen westeuropäischen Staaten stellt sich derzeit an-ders dar, so gab es auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen. Der Bundesgesundheitsmi-nister Prof. Dr. Karl L.
Ich frage das Bezirksamt Pankow von Berlin:
1. Welche Informationen liegen dem Bezirksamt Pankow zu dem Affenpockenvirus?
Informationen hat das Gesundheitsamt direkt vom LAGeSo, aus den aktualisierten Veröffentlichungen des RKI und des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) sowie aus Fachliteratur. Zusätzlich werden Fortbildungsveranstal-tungen angeboten.
2. Stellt das Bezirksamt Pankow Informationen zum Affenpockenvirus zur Verfügung?
Es werden keine Informationen zur Verfügung gestellt.
2.1. Wenn ja, welche
2.1.1 den Ärzten?
2.1.2 den Bürgern?
2.2. Wenn nein, warum nicht?
Siehe auch Antwort zu 2. Auf Grund der insgesamt sehr geringen Fallzahl in Berlin (im Bezirk Pankow ist erst eine erkrankte Person gemeldet) besteht hierzu aktuell kein Bedarf.
3. Welche Empfehlungen spricht das Bezirksamt Pankow den infizierten Bürgern aus?
Die Maßnahmen orientieren sich an der Schwere des Krankheitsverlaufes sowie der häuslichen Situation. Ggfs. kann bei Infizierten auch eine häusliche oder stationäre Isolierung erfolgen.
4. Wie kontrolliert das Bezirksamt Pankow die Affenpockenvirus-Fälle?
Nach Meldung eines Falles würde eine telefonische Kontaktaufnahme und ggf. Be-gleitung erfolgen.
5. Wie würde das Bezirksamt Pankow die Einhaltung von Isolationen bei infizierten Bürgern gewährleisten?
Siehe Antwort unter 4.
6. Eine Impfung gegen Pocken (Orthopox variolae) kann wohlmöglich auch gegen
Affenpocken helfen, wie informiert das Bezirksamt Pankow Bürger über diese Imp-fungen?
Zum aktuellen Zeitpunkt wird vom RKI einen solche Maßnahme nicht empfohlen.
7. Inwiefern stellt das Bezirksamt Überlegungen an, bezirksweit Pockenimpfungen wieder zur Verfügung zu stellen?
Siehe unter 6.
8. Wie erfolgt die Datenweitergabe des Bezirksamts Pankow an übergeordnete Stel-len, wie z.B. an das Robert Koch-Institut?
Die Datenweitergabe erfolgt anonymisiert an das RKI und das LAGeSo.
9. Welche Ableitungen hat das Bezirksamt Pankow aus der Covid-19-Pandemie für mögliche weitere Pandemien gezogen?
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Senat und Gesundheitsämtern sowie RKI wäre wünschenswert. Geldmittel müssten zur Verfügung gestellt werden, um die be-stehende Raumnot und den bestehenden Personalmangel schon ohne Pande-miebedingungen zu mindern. Außerdem ist eine Modernisierung der technischen Bedingungen, wie ausreichende Leitungskapazitäten, dringend erforderlich.
Dr. Cordelia Koch